ROBERT MOTHERWELL. Pure Painting
Robert Motherwell: Pure Painting" im Bank Austria Kunstforum Wien ist einer herausragenden Figur des abstrakten Expressionismus gewidmet. Kuratiert von Evelyn Benesch und Susan Davidson, in Kooperation mit dem Modern Art Museum of Fort Worth, ist sie seit 1976 die erste Retrospektive zum Werk Motherwells in Österreich und die erste seit 1998 in Europa.
Motherwells wuchs in Kaliformien auf und seine Übersiedlung nach New York 1940 fiel mit dem Aufkommen einer Gruppe junger amerikanischer Künstler zusammen. Zu den Künstlern dieses Kreises gehörten Mark Rothko, Clyfford Still, Barnett Newman, Jackson Pollock und Robert Motherwell, von denen jeder seine eigene Form der Abstraktion entwickelte. In dieser Zeit kam es zu einem Austausch zwischen diesen Künstlern und den europäischen Surrealisten, die sie in die Technik des Automatismus einführten und sie dazu inspirierten, ihre eigene künstlerische Sprache zu entdecken.
Die Ausstellung führt den Besucher durch Robert Motherwells Karriere, beginnend mit einem Porträt seiner ersten Frau Maria aus dem Jahr 1941, das den Einfluss des Surrealismus und Picassos zeigt. Auch die geometrischen Werke, die von Piet Mondrian inspiriert sind, werden gezeigt und verdeutlichen die Entwicklung von Motherwells künstlerischem Vokabular.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war Motherwell auch ein Intellektueller mit einer vielseitigen Ausbildung Philosophie und Kunstgeschichte an renommierten Universitäten. Seine intellektuelle Neugier und der Einfluss von Literatur, Musik und Philosophie lassen sich in den Titeln seiner Kunstwerke erkennen. Sein akademischer Hintergrund sowie seine Zusammenarbeit mit einem Verleger führten zur Veröffentlichung der bahnbrechenden Reihe "Documents of Modern Art".
"Robert Motherwell: Pure Painting" konzentriert sich vor allem auf Motherwell als Maler. Ein wichtiger Aspekt von Motherwells Malerei ist die kontinuierliche Überarbeitung und Erforschung seines Oeuvres. Auch wenn diese Überarbeitung für den flüchtigen Betrachter nicht sofort ersichtlich ist, so ist sie doch in der Schichtung, der Textur und der Tiefe seiner Werke erkennbar, insbesondere derjenigen, die hauptsächlich in Schwarz gehalten sind. Trotz der Abstraktion gibt es in Motherwells Werken einen grundlegenden Sinn für Figuration oder Form. In den Gemälden schwingt eine tiefe, unausgesprochene Bedeutung mit, die der Künstler zu vermitteln beabsichtigte.
In den späten 1940er Jahren führte Motherwell eine Reihe großer, ovaler, schwarzer Balken ein, die sich auf weißem Hintergrund abwechseln. Diese Arbeiten legten den Grundstein für seine berühmte Serie "Elegies to the Spanish Republic", die aus mehr als 150 Gemälden besteht, die zwischen 1948 und 1991 entstanden. Jedes dieser Gemälde vermittelt eine andere Stimmung und Atmosphäre, die durch den Spanischen Bürgerkrieg inspiriert wurde und die zyklische Natur von Leben, Tod und menschlichem Leid darstellt.
Während die "Elegies" wohl die bekannteste Serie Motherwells sind, umfasst sie auch Werke aus seiner "Iberia"-Serie, "Summertime in Italy", "Je t'aime"-Gemälde und die "Hollow Men"-Serie, seine letzten Arbeiten als Maler.
In der Ausstellung sind auch die "Opens" zu sehen, eine relativ kleine Gruppe von Werken, die Motherwell 1967 begann. Diese Werke entstanden aus einer zufälligen Beobachtung in seinem Atelier, wo ein Gemälde an ein anderes gelehnt war und er das kleinere mit Kreide umriss, wodurch eine stilisierte "Tür" oder ein "Fenster" entstand. Diese minimalistischen Werke experimentieren mit Farbdialogen und Beziehungen zwischen Hintergrund und Vordergrund und fügen dem künstlerischen Erbe Motherwells eine weitere Ebene hinzu. (Text: Cem Angeli)
Die Ausstellung läuft noch bis 14. Jänner 2024
https://www.kunstforumwien.at/