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MICHAEL MAIER. Künstlergeburtsmaschine

Kategorie: Kunstwerk 26. April 2009

Gleich dem Spermium, das erfolgreich das Ei befruchtet, muss das Kunstwerk in einem fruchtbaren Milieu heranwachsen. Nach der Reife im geschützten Raum braucht es kundige Helfer und verständige Fürsorge, um in der Welt anzukommen. Ohne die Verkündung der Niederkunft, ist keine hinreichendes Leben vorstellbar. Das Kunstwerk muss, um es überhaupt verkünden zu können, in sich eine Botschaft haben. Diese sagbare und unsagbare Botschaft ist Teil des Kunstwerks. Es muss einen Ruf haben, der ihm vorauseilt.

Die „Kinderskulpturen“ sind mit Marken am Bauch versehen. Diese Marken stellen Gefahr und Nutzen der Markenbildung in der Kunst dar. Für den Künstler ergibt sich eine Gefahr der Selbsteinschränkung und Einengung des Ausdrucks durch die eigene Marke einerseits und andererseits widerfährt ihm der Nutzen der Marke im wieder erkennen der eigenen Kunst am unübersichtlichen Markt. Die Verbindung mit dem Bild, das als Urausdruck menschlichen Schaffens gilt, hat den praktischen und sogleich metaphorischen Nutzen der Energieversorgung. Die Versorgungsschnur führt zur mit Computerschrott geformten Vulva.

Das Bild selbst mit semi-skulpturalem Charakter fungiert als Geburtsmaschine. Die weibliche Figur selbst hält ein nicht frei gegebenes Kunstwerk – eine Kinderskulptur ohne Marke. Das Kreuz in der rechten Hand stellt eine Reminiszenz an das Erbe des christlichen Abendlandes dar. Die unkeusche freizügige Haltung dieser Urmutter stellt eine Anti-These zur christlichen Ikonographie der „Mutter-Gottes“ dar. Die Augen dieser Mutter werden aus Bildschirmscheiben geformt werden. Der Bezug zur Moderne wird mit der Notwendigkeit der Energieversorgung zur Vollendung des Kunstwerks hergestellt. Die hängenden „Kinderskulpturen“ werden Briefe von Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo rezitieren. Das Aufsagen dieser Briefe auf einer Messe für Kunst gibt die gezügelte Leidenschaft für die Kunst wiedergeben. Leidenschaft exemplarisch vorgeführt von van Gogh. Gezügelt deswegen, weil sein Scheitern am Leben wie am Markt für alle Zeiten Mahnmal und Erinnerungsort für jede neue Künstlergeneration ist.



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