WARHOL BASQUIAT. Psychophysische Zwiegespräche
Die Schau Warhol Basquiat im Bank Austria Kunstforum in Wien bietet einen einmaligen Einblick in die Entwicklung und Zusammenarbeit der beiden Künstlerpersönlichkeiten. Laut dem Züricher Galeristen Bruno Bischofberger, den Basquiat 1981 kennenlernte und aus dessen Sammlung die gezeigten Werke teilweise stammen, wurde die Idee einer Kollaboration während eines Besuchs von Basquiat in St. Moritz geboren, als er ein Bild zusammen mit der dreijährigen Tochter des Galeristen gemalt hatte. Für Bruno Bischofberger entsprachen sich der kindliche Stil der Tochter und der bewusst primitive von Basquiat perfekt. Er schlug daraufhin Andy Warhol die Produktion von Bildern zusammen mit anderen jungen Künstlern aus seiner Galerie vor – anfangs war neben Basquiat auch Francesco Clemente mit dabei – und so entstand eine erste Ausstellung mit 15 Bildern. Jeder Künstler schuf fünf Bilder zwischen 1984 und 1985 und gab sie dann an den anderen weiter. Im folgenden Projekt arbeiteten Warhol und Basquiat dann gemeinsam in Warhols Art Factory in New York und freundeten sich dabei an.
Das Plakat zur Ausstellung im Bank Austria Kunstforum zeigt Warhol und Basquiat im Boxkampfpose und spiegelt die Gegensätze von Charakter und Kunstverständnis wider, ein gleichsam physischer Dialog auf mehreren Ebenen: Persönlichkeit, Kunststil, Generation.
Beide Stile beziehen ihre Inspirationen aus den Bildern des Alltags und verwischen die Grenzen zwischen Kunst, Werbung und Street Art. In den gemeinsamen Kompositionen werden hieroglyphisch-hermetische Verweise auf Tod und anderes aus den privaten Universen der beiden Künstler sichtbar, die symbolischem Schlüssel zur Welt des Warhol oder des Basquiat liegen dem Betrachter in all der Komplexität ihrer Synthese vor.
Warhols Bilder wurden von Basquiat oft brutal bearbeitet, dies übte aber einen durchaus produktiven Einfluss auf Warhol aus, der wieder zu experimentieren beginnt und sich von der rohen Malweise des um 30 Jahre jüngeren Basquiat anstecken lässt. Eigene Räume sind Warhols Spätwerk gewidmet, in dem er nochmals auf Techniken seines Frühwerks zurückgreift. Das Finale der Ausstellung bildet Warhols Last Supper nach da Vinci. Während Basquiats wilder Zugang inspirierend auf Warhol wirkte, ist auch ein gewisser Einfluss Warhols auf Basquiat belegt, der danach Siebdruck in seinen Arbeiten einsetzt und Fotokopien auf seinen Leinwänden aufbringt.
Die Collaborations stehen im Zentrum, doch es werden in der Ausstellung sowohl von Basquiat als auch von Warhol wichtige Einzelwerke aus derselben Schaffensperiode gezeigt, zum Beispiel das humorvolle Porträt Basquiats von Andy Warhol als Banane, als Zitat auf Warhols Cover des Debütalbums von The Velvet Underground & Nico.
Kurator Florian Steininger stellt in dieser Ausstellung bewusst die künstlerische Bedeutung Basquiats und nicht die anekdotischen Aspekte seiner Biografie in den Mittelpunkt. Ein Jahr nach Warhols plötzlichem Tod starb Jean Michel Basquiat 1988 im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis. Heute werden die Werke der beiden Künstler zu Rekordpreisen im zweistelligen Millionen Dollar Bereich gehandelt. Zur Zeit der ersten Ausstellung jedoch war sowohl die Presse als auch der Kunstmarkt von den Gemeinschaftsarbeiten keineswegs überzeugt. Warhol war schlechte Presse gewohnt, für den jungen Basquiat, der sich aus der Zusammenarbeit für die eigene Karriere viel erwartet hatte, war diese Ablehnung jedoch enttäuschend. Die Collaborations endeten nach nur zwei Jahren Zusammenarbeit und einer Ausstellung. (Text Cem Angeli)
https://www.kunstforumwien.at/