THINK GLOBAL, BUILD SOCIAL. Bauen für eine bessere Welt
Das Architekturzentrum Wien zeigt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum eine Ausstellung zu Projekten nachhaltiger Architektur.
In Lateinamerika und den Industrieländern leben heute mehr als 70 Prozent der Bevölkerung in städtischen Räumen, wobei immer mehr Menschen in Slums leben, ohne Zugang zu leistbarer Raumplanung und Architektur. Kurator Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TU München, bringt im allgemeinen Teil der Ausstellung 22 aktuelle Beispiele einer engagierten Architektur, die versucht, mit geringem finanziellem Aufwand aber viel Kreativität, die Lebensqualität unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen in diversen Weltregionen zu verbessern.
Für die Ausstellung wurden Architekten und Initiativen ausgewählt, die sich langfristig engagieren und die Menschen vor Ort einbinden. Als gemeinsamer Nenner steht im Mittelpunkt immer die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Unter den Beispielen finden sich Schulen, öffentliche Räume und Wohnbauten – sie entstanden häufig aus einer engen Zusammenarbeit mit den Nutzern und unter Einbeziehung lokaler Bautraditionen. Interessant auch die Projekte mit österreichischer Beteiligung im eigens für die Ausstellung erweiterten Österreich-Bereich: So setzte beispielsweise der Wiener Vereins s2arch – 2004 von Christoph Chorherr gegründet – über 40 soziale Projekte in Südafrika um. Das Architekturbüro gaupenraub +/-entwickelte eine Reihe von Projekten für Obdachlose. Die in der Ausstellung gezeigten Projekte internationaler Architekten haben zum Ziel, die Verbindung zwischen ethischen, sozialen und ästhetischen Kriterien herzustellen. Gegliedert wurde in 5 thematische Blöcke: Kultur, Material, Partizipation, Wohnen und Design.
Projekte wie eine Berufsschule in Kambodscha, Klinikbauten in Ruanda oder eine Schule aus Bambus in Ecuador sieht der Besucher anhand von großformatigen Fotografien und Plänen sowie Modellen, Videos und originalen Materialproben - wie z.B. Formen für Lehmziegel (Projekt von Emilio Caravatti, Gemeinschaftsschule in Mali). Für Kurator Andres Lepik wandelt sich in diesen Projekten die Rolle des Architekten hin zu der eines Vermittlers, der das Projekt auslöst. Die Zunahme von internationaler Hilfe der NGOs, die globale Kommunikation und die Durchlässigkeit der Grenzen unterstützen den latenten Wunsch der Architekten mit ihrem Werk einen spürbaren gesellschaftlichen Einfluss zu erreichen. Es handelt sich dabei, so Lepik um "keine Top-Down-Architektur, sondern bottom-up. Und die hat trotzdem einen gestalterischen Anspruch. Diese Suche nach anspruchsvollen, gestalterisch anspruchsvollen Lösungen, die sozial überzeugend sind, die ist nicht einfach."
Mit Betonung auf einfache Konstruktionstechniken und nachhaltigem Design sollen die Projekte auch auf die umliegenden Gemeinwesen und weitere Gesellschaft wirken. Die Ressourcen der communities die sonst verleugnet oder verschwendet werden, sollen hier nutzbar gemacht werden. Die Einwohner sind mit ihrer eigenen sozialen Verantwortung konfrontiert - als stakeholder, Funktionsträger und als Mitglieder einer partizipativen Zivilgesellschaft. (Text: Cem Angeli)
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