PAUL HORN. zuwenig liebe füralle
Die Ausstellung "zu wenig liebe für alle" in der Knoll Galerie in Wien zeigt vom 5. September bis zum 5. Oktober 2013 Bunker unterschiedlicher Bauart, die vom Künstler Paul Horn variiert und in Modellformat aus armiertem Stahlbeton gegossen wurden.
Der Bunker manifestiert eine Architektur, die das Äußere und das Fremde als bedrohlich kennzeichnet. Auf der anderen Seite ähneln Bunker aufgrund des giessbaren Baumaterials Beton häufig modernistischen Gebäuden. Nicht umsonst wird das eine oder andere moderne Gebäude gelegentlich ironisch mit "Bunkerarchitektur" umschrieben. In den gezeigten Bunkermodellen laufen Videos, die sich mit Ritual und Praxis der gesprochenen Rede beschäftigen. Sei es der politischer Rede, der religiösen Predigt, des wissenschaftlichen Vortrags, des proklamierten künstlerischen Manifests, den weisen Belehrungen eines Gurus, der Bilanzrede von CEOs vor den Aktionären, usf.
Im Gegensatz zu individuellen Erfahrungen, die jeden begleiten und weiterbringen, hat die Rede immer die Form einer Belehrung eines Wissenden gegenüber einer Menge von Unwissenden. Die Praxis der Rede ist hierarchisch, anders als der Dialog oder die Diskussion mehrerer miteinander. Redner sind in verschiedenem Ausmaß von den Zuhörern entrückt, auf vergoldete Kanzeln gehoben, auf Podeste gestellt, von Mikrofonen umzingelt, hinter Plexiglas-Pulten verschanzt. Die präsentierten Gedankengebäude neigen oft dazu, sich zu verselbständigen, zu Dogmen zu werden, die gedanklich Kontrolle ausüben. So wie der anfangs flüssige Baustoff Giessbeton schlussendlich sehr hart wird, so verfestigen sich Worte und Ideen zu hohlen Phrasen. Die manipulative Kraft der Sprache wird zum Bild einer konstruierten Wirklichkeit.
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