MUSA. Die achtziger Jahre in der Sammlung des MUSA
Das MUSA, Wiens „Startgalerie“ für junge Kunst, Artothek, Fördereinrichtung und Sammlung der Kulturabteilung der Stadt Wien, zeigt mit mehr als 100 Werken, ausgewählt aus knapp 4000 in Frage kommenden Arbeiten des sehr heterogenen Jahrzehnts, die künstlerische Vielfalt der 80er und einen Einblick in die Sammlungstätigkeit der Stadt Wien. 1951 gegründet, um die lokale Kunst zu fördern, hat das Musa über 35.000 Kunstwerke von ca. 4500 Künstlern in seiner Sammlung. Entschieden bis in die 80er Jahre einzelne Beamte und Politiker, gibt es seit 1986 eine Jury, die Empfehlungen für Ankäufe gibt.
Das Jahrzehnt war von Eklektizismus und Revivals geprägt, und steht für die Kuratorin Brigitte Borchhardt-Birbaumer sowie den Leiter des MUSA und Kurator Berthold Ecker auch für ein Ende der Stile in der Kunst. Man war auf der Suche nach Skandalen und neuen subversiven Formen, wozu der Kitsch, der Ekel und das Groteske gehört, aber auch der beginnende Umbruch ins Digitalzeitalter begann die Künstler zu beschäftigen. In diesem Umfeld kann man von einer Wiederaufnahme von Stilen reden, dem Neopop in gewissen Ausprägungen und Posen des Realismus, aber mit einer komplexeren Ikonographie als die ursprüngliche Pop Art-Bewegung. Wenn es etwas Neues gibt, das mit Macht eindringt, ist es das Design - Mittelding zwischen Kunst und Kommerz, in seinen Ursprüngen sehr den 60ern verpflichtet.
Die Vielzahl der Sprachen und Ausdrucksformen inkludiert Environments, die mit Licht, Ton oder anderen Mitteln, die den Betrachter umgeben, geschaffen werden. Die Performances oder Installationen, die sehr komplex verschiedene Elemente wie Video, Skulptur und allgemein Objekte, mit dem sie umgebenden Environment verbinden, zeigen eine einheitliche Intention: Mit Video oder Fotos werden die Ereignisse dokumentiert und existieren nach dem Abbau nicht mehr. Diese Ansätze haben ihren Ursprung in der Idee der Dekontextualisierung der Objekte, die sich danach als Kunstprodukt präsentieren - keine neue Idee, sondern eine, die schon von den ersten Avantgarden des 20. Jahrhunderts, wie Dada und Surrealismus, praktiziert wurden. So kommen künstlerische Ansätze zutage, die etwas betonen, was schon vorher zu erahnen war: die Ambivalenz von vorher klar definierten Rollen, wie der des Künstlers, dem Zuschauer oder dem Kunstwerk selbst.
Im fotografischen Werk der drei feministischen Künstlerinnen Linda Christanell, Karin Mack und Margot Pilz, „Wir über uns“, wird der Berührungspunkt zwischen Frau als Objekt und als Subjekt manifest, eines der polemischen Themen weiblicher Kunstproduktion, und die Mechanismen demaskiert, die die Produktion von Signifikaten formen. Die Künstlerinnen decken ironisch die Mediensprache mit ihren Täuschungen und Tricks auf, ausgehend von mediatischen Bildlichkeiten, die sie doch implizit denunzieren, als Zerrspiegel, der entfremdende Identifikationen hervorruft. Sich selbst objektivierend, kleiden sich die Künstlerinnen als schön, hässlich, etc. und werden damit sowohl das Objekt der Begierden, als auch das Subjekt, das diese erleidet und genießt. Sie sind somit Performer, die Fotografie nur dazu nutzen, konzeptuelle Ideen umzusetzen, wichtig ist hier nicht der Akt des Fotografierens, sondern der Akt an sich, die implizite Intentionalität. Das Medium dient nur dazu, den Akt festzuhalten. Wie in vielen Beispielen in der Kunst der 1980er Jahre handelt es sich bei dem Festhalten der jeweiligen Akte nicht nur um Endprodukte, die man einrahmt und ausstellt, sondern sie werden auch nummeriert und als Fotos verkauft.
Als eine wesentliche Veränderung der 80er wird die Kunst, die in den 70ern nicht verkäuflich war -Happenings, Performances- in Marktprodukte verwandelt und verkauft. Wie weit hat sich der subversive, politische Geist beibehalten, wenn der Akt als Objekt endet, das bleibt und einen Preis erhält? Im Versuch, die Widersprüche des kunstgeschichtlichen Diskurses zu finden und zu demaskieren, stoßen die Künstler auch auf ihre eigenen Widersprüche und Unmöglichkeiten. (Text: Cem Angeli)