MEISTERWERKE DER ARCHITEKTURZEICHNUNG. Aus dem Albertina Museum
Die Architekturzeichnung als eigene Kunstform: "Meisterwerke der Architekturzeichnung" lautet der Titel des ersten Teils der Ausstellung, deren zweiter Teil ab 27. Juni in der Albertina zu sehen sein wird.
Präsentiert werden Kostbarkeiten der rund 40.000 Zeichnungen umfassenden Albertina-Kollektion zu Architektur.
Einen wichtigen Teil der Bestände bildet der „Atlas Stosch“. Im 18. Jahrhundert legte Philipp Baron von Stosch in Italien eine umfangreiche Sammlung an, zu der auch rund tausend Blätter des römischen Barockarchitekten Francesco Borromini zählen. Im 20. Jahrhundert kamen wichtige Nachlässe wie von Carl und Franz Jobst, Adolf Loos, Josef Frank, Clemens Holzmeister und Lois Welzenbacher in die Archive der Albertina. Nur wenige wurden bisher in thematischen Ausstellungen gezeigt. Der von Christian Benedik kuratierte Querschnitt aus der Sammlung reicht über 700 Jahre Architekturgeschichte, von der Gotik bis zum 20. Jahrhundert.
„Die Interpretation von Architektur ist nicht nur eine Sache der Architekten", so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Während heute virtuelle Rundgänge durch die Bauprojekte die Norm sind, war jahrhundertelang die Zeichnung das Medium für die Darstellung von Architektur.
Zu den für Architekten und Baumeister ausreichenden Formen der Konstruktionszeichnung wie Grundriss, Querschnitt und Aufriss kam ab dem 15. Jahrhundert noch die Perspektive hinzu, vor allem um den Auftraggebern eine plastische Visualisierung des fertigen Gebäudes zu vermitteln. Im Bild platzierte Figuren dienten der Darstellung der Größenverhältnisse, bieten dem heutigen Betrachter aber natürlich zusätzlichen historisch-ästhetischen Mehrwert.
Die Architekturzeichnung verbindet die Idee des Architekten mit dem was realisiert wird, aber neben diesem Arbeitswerkzeug findet der Besucher dieser Ausstellung auch Gartenlandschaften, Veduten, Fassaden- und Dekorationsdetails sowie fantastische und historische Szenarien.
Neben Architekturskizzen des Barockmeisters Francesco Borromini sind neben umgesetzten Architektenträumen auch gewagte, nie realisierte Visionen zu sehen, wie Otto Wagners Idee für den Berliner Dom aus 1891, Clemens Holzmeisters Entwurf für eine Kathedrale in Brasilien, oder Josef Franks farbenprächtiges New Yorker Sozialbauprojekt von 1942.
Die hölzerne "Pont de l’Archeveché" in Lyon, von Johannes Lingelbach (1650), zu sehen im Ausstellungsteil „Brücken“, ist vor allen Dingen eine künstlerische Arbeit und nicht nur die Darstellung eines Bauwerks.
Die Abgrenzung zwischen Architekturzeichnung und Kunst wird hier obsolet, wie in vielen anderen Beispielen aus der Sammlung der Albertina. Die Zeichnungen können als künstlerische Darstellung, ohne ihren architektonischen Hintergrund betrachtet und genossen werden. (Text: Cem Angeli)
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