Evan Penny - Re Figured
Er bewegt sich in einer unheimlichen, Unbehagen erzeugenden Welt, wo es schwierig zu sagen ist, was real und was unreal ist. Die Ausstellung Re Figured im Museum der Moderne in Salzburg ist die bislang größte Überblicksausstellung des in Toronto lebenden Künstlers Evan Penny und zugleich seine erste Einzelausstellung in Europa. Ein Ausstellungsportrait von CastYourArt.
Er bewegt sich in einer unheimlichen, Unbehagen erzeugenden Welt, wo es schwierig zu sagen ist, was real und was unreal ist. Er löst eine Verbindung mit der Wirklichkeit, und indem er vermeidet einen Blickwinkel zu produzieren, von dem aus sich ein stabiles Bild ergibt, zeigt er sein Verständnis vom in stetiger Veränderung befindlichen Selbst. Es sind seine vergrößerten Versionen des Individuums oder zumindest seiner Morphologie, die die Grundzüge des Daseins zu sehen erlauben – oder auch nicht.
Die Details der Figuren, die ihre Menschlichkeit definieren, sind nicht nur in ihrer Dimension, ihrem Format, zu sehen, sondern vor allem in der Behandlung der Farbe, der Hautoberfläche, Falten, Härchen, Venen, Flecken und anderen Unvollkommenheiten. Diese topographische Reise über die menschliche Körperlandschaft ist ein Studium unserer Existenz und stellt ein Bewusstsein unserer Anatomie her.
Die realen Figuren die lebensgroß sind, sind immer um uns herum, unser Auge ist es gewohnt alles in gewissen Dimensionen und auf gewisse Weise zu sehen, wenn etwas gewohnt aussieht, achtet man weniger darauf und man verliert die Perspektive auf uns und unsere umgebende Wirklichkeit.
Seine Werke suchen nicht die einfache, lesbare visuelle Wahrnehmung sondern dringen vor in die komplexeren Welten unserer eigenen Auslegungen - Skulpturen, die sich beim Betrachten aber wie Bilder anfühlen. Penny sucht eine Darstellung, die sowohl auf das intensiv Realistische als auch das total Künstliche Bezug nimmt, in einer virtuellen Welt, die von Photoshop und Digitalbildern beherrscht ist.
Die Ausgangsbasis für die 3dimensionalen Objekte ist die Photographie. Die für unsere heutige Kultur so zentrale, medial vermittelte bildliche Erfahrung wird ins Materielle übertragen; er reflektiert über die Diktatur des Bildes. Aber auch die zeitliche Dimension des Photos, die Darstellung eines bestimmten Moments, lässt das Objekt wirken, als ob es eigentlich in Bewegung sein müsste.
Wie ein Photo zeigen die Plastiken ein Segment der Realität, sind manchmal abgeschnitten wie es bei einem Photo passiert. Die Realität wird aus der Perspektive eines Photos gesehen, seine Arbeit ist aber kein Abbild des Lebens, und obwohl seine Skulpturen scheinbare Perfektion zeigen, sind manche Details übertrieben und bewusst verzerrt.
Evan Penny stellt ungewohnte Proportionen her und erfasst so die Intensität der Emotionen, die mit dem Körper zusammenhängen. Penny braucht die menschliche Nähe; die Intimität mit den Figuren die er darstellt. Er betrachtet die kleinsten Details in den Gesichtszügen und dem Gesichtausdruck der Figuren, die sofort eine Beziehung mit dem Betrachter herstellen, der vermeint einen Funken Leben in diesen Gesichtern zu sehen.
Re Figured, realisiert in Kooperation mit der Kunsthalle Tübingen, ist die bislang größte Überblicksausstellung Pennys und zugleich seine erste Einzelausstellung in Europa. Sie zeigt 40 Exponate von 22 Leihgebern aus Deutschland, Schweiz, Italien, Großbritannien, Kanada und USA. Nach Tübingen und Salzburg wird die Ausstellung auch im Museo delle Arti, Catanzaro, und in der Art Gallery of Ontario in Pennys Heimatstadt Toronto zu sehen sein. (Text: Cem Angeli)