ANSELM KIEFER. Holzschnitte
Die Holzschnitte Anselm Kiefers kombinieren die intuitive Energie des Expressionismus mit einer reflexiven Komponente, die zu Lektüre und Meditation einlädt. Diese Elemente scheinen verbunden mit den alchemistischen Transformationsprozessen, die den Künstler während seiner ganzen Karriere interessiert haben.
Kiefer macht die Materie und die Materialität der Malerei zum Ort, an dem sich der Übergang von der Idee zum Werk vollzieht. Sonnenblumen und Samen sind Metapher, Ressource und Bildmaterial. Zeit wird auch zum Teil seines Werks und nicht nur metaphorisch, sondern real durch Verfärbung und Verfall.
Wie ein Alchemist bereitet der Künstler die dunkle Materie auf, als ob sie dem Erdinneren entspringen würde. Die Werke bauen sich wie Sedimente auf, wie Schichten von Versuchen, von Skizzen, Flecken, Gesten und gezeichneten Strukturen, mit verschiedensten Materialien - Holz, Karton, Papier, Textfragmente, Worte.
Mit feinsten Details, absichtlichen Ambivalenzen und Widersprüchen, bindet er die Maserung des Holzes ein, kombiniert die monochromen Druckstöcke als Collagen neu und überarbeitet sie mit Schellack, um ihnen einen gealterten Eindruck zu verleihen.
Anlässlich der aktuellen Kiefer Ausstellung im Museum Albertina haben wir Kuratorin Antonia Hoerschelmann interviewt. (Text: Cem Angeli)