ASPERN INTERNATIONAL. Ideas for Change: ein internationaler Blick
In den Stadtentwicklungskonzepten weltweit finden heute die Förderung von Kultur und kreativen Aktivitäten einen zentralen Platz. Die Existenz eines kreativen Umfelds und der kulturellen Belebung wird als entscheidender Faktor für die Attraktivität und den Erfolg einer Stadt angesehen. Immer schon sind Kultur und ihre diversen Agenten entscheidende Faktoren in nachhaltigen urbanen Lebensräumen gewesen.
Der Wettbewerb „Ideas for Change“, organisiert von der Wien 3420 Aspern Development AG zusammen mit dem Architekturzentrum Wien, hat zum Ziel, alternative Herangehensweisen an Themen der Stadtplanung und Architektur zu entwickeln.
Sieben Architekturbüros aus verschiedenen Ländern Europas nehmen an diesem Ideenwettbewerb für ein Grundstück im Seeparkquartier der Seestadt teil. In der derzeit stark wachsenden Stadt Wien ist die Seestadt Aspern das größte Stadtentwicklungsgebiet, und gleichzeitig das größte in Europa. Das Ziel von Ideas for change ist, eine umfassende Diskussion über die Zukunft der Stadt und ihrer Struktur anzustossen, mit einer Auffassung von Architektur als einer Art partizipativem Prozess, wobei auch über die heutige Rolle der Architektur und des Architektenberufs im Allgemeinen nachgedacht werden soll. Die Ausstellung Aspern INTERNATIONAL ermöglicht der Jury und der Öffentlichkeit, die Wettbewerbsarbeiten und weitere Projekte der teilnehmenden Architekturbüros kennenzulernen. Die Ergebnisse dieses Wettbewerbes wurden bereits vor der Jurysitzung im Rahmen der Vienna Biennale 2015 präsentiert und diskutiert. Diese Diskussionsinhalte bildeten die Grundlage für die Empfehlungen der Jury, die nun im Jurybericht zu finden ist.
Im Anschluss an die Wiener Tradition des sozialen Wohnbaus interpretieren die Architekten diese neu und kombinieren sie mit der Nutzungsoffenheit der Gründerzeitbauten.
Gesucht werden Ideen für neue Formen nutzungsneutraler Gebäude, mit hohen Erdgeschossräumen, deren Multifunktionalität entscheidend zum Gelingen städtischen Lebens mit seinen vielfältigen Lebensformen beiträgt. Eine Ausgewogenheit zwischen dem Bedürfnis nach Privatsphäre und jenem nach Sozialleben muss mit eingeplant werden.Die präsentierten Bauten sind multifunktional und reagieren auf die Bedürfnisse und Anforderungen der dichten Stadt, gleichzeitig konzentrieren sie diverse Funktionen, die sonst verteilt in der Stadt zu finden sein würden.
Der Wohnbau als Grundbaustein der Gesellschaft erweist sich als lohnendes Forschungsgebiet, bei dem die Stadtgeschichte mit einzubeziehen ist. Bereits in den Projektentwürfen sollte nach Ansicht der teilnehmenden Architekten auch Nachhaltigkeit und Wiederverwertung mit angelegt sein. Neben der Flexibilität der Nutzung gibt es auch Aspekte wie Energie, Landschaftspflege, und Umweltschutz. Die letzten Jahre zeigen die Tendenz, aus ökologischen Gründen zur Stadtverdichtung zurückzukehren, aufgrund der Erkenntnis, dass dicht besiedelte Städte energiesparender als weiträumig besiedelte Vorstädte sind.
Mit welchen Mitteln diese Multifunktionalität herzustellen ist, wie die nationalen und europäischen Regelungen und Richtlinien als Rahmenbedingungen zu handhaben sind, wie die soziale Durchmischung, die Komplexität und das Kulturangebot einer über Jahrhunderte gewachsenen Stadt gewissermaßen nachzubilden sind, sind Themen, die in der Diskussion zur Sprache kommen. (Text: Cem Angeli)