Warhol, Wool, Newman - 'Barney ist nun auf einer anderen Party'
Das Kunsthaus Graz fragt nach Parallelen zwischen Warhol, Wool und Newman und präsentiert Arbeiten, die den Einfluss des amerikanischen abstrakten Expressionismus auf die Pop Art untermauern. Ein Beitrag, verwirklicht mit freundlicher Unterstützung des UNIQA ArtCercles.
Wenn Ausstellungen künstlerische Entwicklungen in einem größeren Zusammenhang zeigen, ist dies für jeden Besucher ein Glücksfall.
Einen solchen präsentiert das Kunsthaus Graz. Unter der kuratorischen Leitung von Peter Pakesch wird dort in der Ausstellung "Warhol, Wool, Newman" eine Brücke geschlagen vom abstrakten amerikanischen Expressionismus über die Minimal und Pop Art hin zur Kunst unserer Zeit.
Mit dem abstrakten amerikanischen Expressionismus dringt ein neues Bild und Raumverständnis in die Welt der Kunst ein. Der Betrachter spielt dabei eine zentrale Rolle, denn das Werk ist ohne ihn nicht mehr möglich. In den Arbeiten Barnett Newmans wird diese Position deutlich spürbar. Sie macht den Betrachter zum Gegenüber und Akteur im Bildraum und konfrontiert ihn mit einer physischen Realität. Dadurch erfolgt auch eine andere Wahrnehmung von Zeit, da dem Raum eine Bewegung innewohnt, die subjektiv empfunden wird.
Auf Newmans Raumverständnis, so die These des Kunsthaus Direktors Peter Pakesch, baut Andy Warhol auf. Pop Art, als deren wichtigster Vertreter Warhol gilt, ist insofern nicht die Reaktion auf den amerikanischen abstrakten Expressionismus, sondern die logische Fortsetzung einer Entwicklung. Diese These hat Peter Pakesch lange beschäftigt. Nach einer zehnjährigen Vorbereitungszeit konnte er sie nun in der Öffentlichkeit, anhand von Originalwerken, untermauern.
So wie Newman spielt auch Warhol mit der Wahrnehmung von Raum und Zeit. In seinen Siebdruckbildern, deren Vorlagen oft Zeitungsbilder sind, zeigt er, dass es unnütz ist nach Bezügen zu suchen, die einer Wirklichkeit entsprechen. Es gibt keine unabhängige Wirklichkeit hinter diesen Bildern. Er versucht die Bedeutung aus den Bildern zu vertreiben und erzeugt so ein Gegengewicht zur massenmedialen Berichterstattung. „Denn je länger man sich immer wieder dasselbe ansieht, desto mehr verschwindet die Bedeutung und desto wohler und leerer fühlt man sich.“
In seinem Filmen hingegen versucht Warhol der Illusionsmaschinerie Hollywoods den Desillusionismus entgegen zu setzen, indem er sie ins Physische zurückholt. Er verlangsamt sie, spielt mit der Zeit und schafft so einen neuen Wahrnehmungsraum für den Betrachter. Auch Christopher Wool arbeitet in diesem Kontext. Bei ihm gibt es keine ursprüngliche Malerei mehr. Die Muster sind gestempelt, die Schriften sind mit der Schablone gemalt. Das Motiv wird zu einer endlosen Wiederholung. Genau durch diese Wiederholung des immer Gleichen entsteht letztlich Identität und dies verbindet ihn auch mit Warhol.
In den Word Paintings des New Yorker Malers und Photographen, von denen die Ausstellung einige zeigt, stehen reduzierte Slogans und Kurzbotschaften aus der gegenwärtigen Mediengesellschaft im Mittelpunkt. Oft klafft dabei eine Lücke zwischen den Zeichen und ein ursprünglicher SINNNISTNICHTMERAUSZUMACHEN. Die Leerstellen verwischen die Bedeutung und stellen eine wahrgenommene Wirklichkeit in Frage. Er erzeugt Irritation und stellt eine Gegenwelt dar zum medial bestimmten Alltag. (jk)