THE DIRECTOR'S CHOICE. Fotografie aus dem Albertina Museum
Blüte der Jugend und Verfall des Alters, Stadt und Land, Moderne und Tradition, Inszenierung und Authentizität, Pornografie und Mythologie – die Kontraste in der Hängung sind das Hauptmerkmal von „The Director’s Choice“ im Albertina Museum. In der neuen Fotoausstellung sind 120 Werke aus dem Bestand der Fotosammlung der Albertina zu sehen, die Direktor Klaus Albrecht Schröder nach eigenem Geschmack ausgewählt hat. Ihm ging es darum „die Fotos in einen Dialog zu bringen.“
Die Ausstellung bringt einen neuen Einblick in die umfangreichen fotografischen Sammlungsbestände des Museums, die Arbeiten ermöglichen sowohl einen Überblick über verschiedene Genres wie Porträt-, Architektur- und Landschaftsfotografie, als auch einen Einblick in wichtige fotografische Strömungen.
Aufbauend auf bedeutende fotohistorische Schätze, die sich bereits seit 1850 in der grafischen Sammlung der Albertina befanden, erhielt das Haus weitere zwei große Bestände: Als Dauerleihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft übernahm sie das Archiv des deutschen Karl Robert Langewiesche Verlags, etwa 13.000 Fotografien.
Die Sammlung der 1888 gegründeten höheren graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien kam im Jahr 2000 als Dauerleihgabe zur Albertina. Sie umfasst rund 70.000 Bilder, 15.000 Bücher, zahlreiche Kameras und fotografisches Zubehör. Wichtige Vertreter der österreichischen Fotografie wurden an der Anstalt ausgebildet, wie Rudolf Koppitz, Anton Josef Trcka, Karel Novák oder Trude Fleischmann, teilweise sind Werke von ihnen auch in dieser Schau sehen.
Durch die intensive Sammlungstätigkeit in den Jahren nach der Gründung der Fotosammlung 1999 konnten weitere inhaltliche Schwerpunkte wie z.B. die Street Photography herausgebildet werden. Deren Vertreter Robert Frank war vor kurzem in der Albertina ausgestellt, hier kann man seine Arbeiten in einem neuen Kontext betrachten. Weiteres Bekanntes wie die berühmten, an Gemälde erinnernden Tanzfotografien von Rudolf Koppitz oder die sinnlichen Schneelandschaften von Wilhelm Angerer sind hier unter dem Blickwinkel der „Direktorsauswahl“ neu zu entdecken.
Neuzugänge zur Sammlung, wie von Lisette Model, Helen Levitt und Alfred Seiland ergänzen und erweitern die Präsentation. Die realistischen Darstellungen der Modelle von Erwin Blumenfeld oder die unscharfen Straßenarbeiten von William Klein stehen im Kontrast zu den aufwendig inszenierten Arbeiten von O. Winston Link.
Der Dialog zwischen den Bildern zieht sich von den bekannten Wien-Aufnahmen der K.k. Hof-und Staatsdruckerei aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zu den farbigen Straßenszenen aus Amerika, wie die von William Eggleston oder Stephen Shore. Die Chronologie steht hier nicht im Vordergrund, in den Kontrasten der Ausstellung zeigen sich Aspekte, die ebenso viel über die Aufnehmenden hinter der Kamera wie über das Aufgenommene vor der Kamera aussagen. Obwohl der Subjektivismus seiner Auswahl der Bandbreite der Sammlung nicht gerecht werde, könne man laut Klaus Albrecht Schröder bei „Director’s Choice“ das vergleichende Sehen üben - was ebenso viel über die Ausstellung wie über ihn selbst aussage. (Text: Cem Angeli)
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