ÖSTERREICH. Fotografie 1970 bis 2000
Das Eigene als Fremde: Österreich im Fokus der heimischen Linse im Museum Albertina in Wien.
Landschaften, Räume, Identität(en), und Milieus, verschwindende oder inzwischen bereits verschwundene Eigenheiten des Landes wurden in den Jahren 1970 bis 2000 von vielfältigen Strömungen der österreichischen Fotografie ins Bild gesetzt.
Fotografen wie Valie Export, Peter Dressler, Johannes Faber oder Branko Lenart, alles in allem 22 große Namen heimischer Dokumentar- und Kunstfotografie, sind in dieser Ausstellung zu sehen, die, kuratiert von Fotografie-Spezialist Walter Moser, Arbeiten der hauseigenen Sammlung sowie aus der Fotosammlung im Museum der Moderne Salzburg zeigt.
Die Grundfrage der Schau lautet: Was macht österreichische Fotografie österreichisch? Die historische Spurensuche, der humorvolle Blick auf die Heimat, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die Poesie der Peripherie, hier mag jeder Besucher zu seinem eigenen Urteil kommen. Die politischen und gesellschaftlichen Brüche jener 30 Jahre ziehen sich hier unterschwellig durch die Ausstellung in der Pfeilerhalle der Albertina.
Landleben mit Schlachtabfällen, Ansichten von Mittagstischen mit Schinkenfleckerl, Knödel und Palatschinken (Robert Hammerstiel), Porträts von Menschen am Land (Bernhard Fuchs) oder Dorfplätze, im Abstand von 20 Jahren aufgenommen - im Zuge dieses teils ethnografischen, teils dokumentarischen Blicks auf die „Heimat“ wird diese auch dekonstruiert, wie z.B. bei Valie Export, die einen Flakturm aus mehreren Fotos und mehreren Perspektiven zusammenmontierte, oder auch bei Friedl Kubelka mit seinen puzzle-artigen Ansichten des Wiener Grabens. Der Eiserne Vorhang und das Grenzgebiet zu Ungarn werden zum Thema beim in Wien lebenden Seiichi Furuya.
Neben Tendenzen der Fotografie 1970 bis 2000, die durchaus sichtbar werden, macht den Reiz der Schau aber eigentlich die Erforschung von Land und Leuten aus. Kurator Walter Moser: „Die in der Ausstellung gezeigten Fotografinnen und Fotografen untersuchen den Begriff der Heimat und haben uns eine neue, alternative Realität von Österreich gezeigt. Sie haben durch ihre subjektive Spurensuche die De-Codierung manifester Bilderwelten angestoßen“. (Text: Cem Angeli)
Die Ausstellung wird ab März 2018 auch im Museum der Moderne Salzburg zu sehen sein.
Albertina, bis 8. Oktober. tägl. 10–18h, Mi bis 21h.