LANDSCAPE IN MY MIND. Landschaftsfotografie heute
Vom 11. Februar bis 26. April 2015 präsentiert das Kunstforum Wien eine umfassende Ausstellung mit Positionen zeitgenössischer Landschaftsfotografie. „Landscape in my Mind“ ist eine mentale Reise durch unterschiedliche bildliche Artikulationen des Landschaftsbegriffs.
Eine Landschaft ist eine Ordnung von aufeinander bezogenen Orten, ein zu interpretierender Text, Zeitlichkeit, Geschichte, Erzählung. Die Natur ist immer überlagert von zugewiesenen Bedeutungen, in deren selbstgesponnenem Gewebe der Mensch verstrickt ist.
Es gibt keine „Klischee-Natur“, die das „Ich“ am Erkennen einer „realen Natur“ hindert; Landschaften sind kognitive Konstruktionen, historische Begriffe mit begrenzter räumlicher und zeitlicher Gültigkeit. Die Entscheidung für einen bestimmten Ausschnitt aus der wahrgenommenen Wirklichkeit transformiert Umgebung in ein Landschaftsbild. Landschaft muss nicht unmittelbar erlebt werden, sie kann im Geist als Inbild vorliegen.
Landscape in my mind: Die Vorstellung von Landschaft und wie unser Geist ein Landschaftsbild konstruiert, bleibt stets von der jeweiligen Epoche und den historischen Umständen beeinflusst. War die Abbildung der Landschaft immer die Domäne der Malerei, ist die Fotografie ihr in ihrem Status nun ebenbürtig, und ebenso zur Fiktion und metaphorischen Abbildung der Außenwelt fähig.
Letztlich können wir der Wirklichkeit nicht habhaft werden. Wann immer man eine Landschaft abbildet, macht man eine Aussage über die Differenz zwischen etwas Existierendem und etwas Wahrgenommenem. Das Zeichensystem des Bildes zeigt gleichzeitig sowohl eine Szene als auch den Blick des Künstlers, von einem einmaligen Blickpunkt aus - dieser wird von dem Künstler und seiner Apparatur, sei es Kamera oder Hand, eingenommen – eine unendlich subjektive Welt in einem festgehaltenen Moment.
Vorsätzlich oder zufällig, werden die Spuren, die Verwundungen und Frakturen der Natur- oder Stadtlandschaft in die Gefühlslandschaft der Erinnerung integriert. In einer semantischen Verschiebung werden diese Elemente in eine suggestive und persönliche malerische Kartographie überführt - ein Gestus, der unleugbar eine Wiedererfindung der Natur darstellt.
Die nach Themenblöcken angeordnete Schau im Kunstforum, von Kurator Florian Steininger als Expedition und Bilderreise angelegt und nach Themenblöcken angeordnet, („der pittoreske Blick“, „Metropolis“, „Mission to Mars“..) zeigt Fotografie, die, auch mittels manueller oder digitaler Bearbeitung, über das Dokumentarische hinausweist. Zu sehen sind die Arbeiten namhafter Vertreter der Gegenwartsfotografie: Schüler von Bernd und Hilla Becher wie Elger Esser oder Axel Hütte, Thomas Ruff, Thomas Struth, Andreas Gursky oder Jörg Sasse, weiters Olaf Otto Becker, Walter Niedermayr, die Österreicherinnen Margherita Spiluttini und Julie Monaco, und auch Frank Thiel oder Hamish Fulton.
Die Landschaft der Außenwelt hat eigentlich keine Entdecker nötig, das Innere ist die terra incognita, und dort, wo äußere und innere Landschaft sich berühren, das Greifbare und Ungreifbare, Inbild und Bild verschmelzen, als Ergebnis von genauen Beobachtungen, intuitivem Experimentieren und der Befreiung von Unwesentlichem entstehen Bilder, die mit der Wirklichkeit in unserem Kopf viel genauer übereinstimmen als die „wirkliche“ Natur. (Text: Cem Angeli)