JAMES WELLING. Metamorphosis
What you see isn't what you really get.
There is something else—the effect of photography.
Laut Kuratorin Heike Eipeldauer könnte man hier Zweifel bekommen, ob es sich um das Werk eines einzigen Künstlers handeln kann, so vielseitig und verschiedenartig ist das Werk van James Welling. Eipeldauer hat die Ausstellung im Wiener Bank Austria Kunstforum in Zusammenarbeit mit dem Stedelijk Museum Gent konzipiert.
James Welling (*1951, Hartford/Connecticut) gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Fotografen. Sein Weg zur Fotografie verlief über Umwege, er hat zunächst in Pittsburgh Malerei studiert, wo er dann auch, nach Begegnungen mit John Cage und dem Choreographen Merce Cunningham, Modern Dance studierte. Am CalArts Studio in Los Angeles widmete er sich dann verstärkt der Videokunst, später erst entdeckte er das Werk von Fotografen wie Walker Evans, Paul Strand und vor allem Laszlo Moholy-Nagy und begann, sich die Fotografie autodidaktisch anzueignen.
Er zog dann 1978 nach New York, wo er in den frühen 1980er Jahren die ersten – vielbeachteten – Ausstellungen hatte, unter anderem mit seinen Serien Aluminium Foil und Drapes. Welling ging 1995 nach Kalifornien und lehrte dort Fotografie an der UCLA.
Seine Arbeit hat viele jüngere Fotografen beeinflusst. Sein Werk wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA, Japan, und Europa gezeigt, u.a. der Documenta IX (1992), oder im Metropolitan Museum of Art in New York. In Europa wurde Welling vergleichsweise selten ausgestellt, dies ist seine erste großen Personale in Wien.
Welling hinterfragt die Konventionen des Mediums Fotografie und seine ursprüngliche dokumentarische Funktion. Vor allem in den frühen Werkserien unterzieht er den Wiedererkennungswert von Alltagsgegenständen seinen verfremdenden formalen Abstraktionen mit Hilfe von Licht und Fragmentierung.
In seinen Arbeiten bezieht Welling die subjektive Voreinstellung des Betrachters in die ästhetische Erfahrung mit ein. Stilvielfalt und Experimentierfreude prägen sein Genre-übergreifendes Werk zwischen Malerei, Fotografie, Tanz, Film, Architektur und Skulptur. Er lotet die Grenzen und Grundlagen des Mediums ständig aus und unterzieht seine Bildsprache ständiger Verwandlung, wie bei den „Fotogrammen“, bei denen Gegenstände beim Belichten auf des Fotopapier gelegt werden, oder den Degradés, (1986–2006), die sich mit der abstrakten Malerei Mark Rothkos beschäftigen.
Die mannigfaltigen Bruchlinien und Entwicklungen in Wellings Werk kann der Besucher, beginnend in den 1970er Jahren, beim Rundgang im Kunstforum nachverfolgen. Auch Persönliches lässt der Künstler immer wieder in seine Arbeiten einfliessen, wie das Tagebuch seiner Ur-Urgroßmutter von 1840/41 oder Filmaufnahmen seines Großvaters, eines Malers, im Video Seascape (2015). (Text: Cem Angeli)
James Welling, 5. Mai bis 16. Juli, Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, Wien 1, tägl. 10–19h, Fr. 10–21h.