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HERBERT BRANDL. Bilder aufladen bis sie (fast) platzen.

Kategorie: Porträt 26. Jänner 2012

Libidinös aufgeladene Werke aus 3 Jahrzehnten bringt die von Florian Steininger und Ingried Brugger kuratierte Schau über Herbert Brandl im Bank Austria Kunstforum in Wien. CastYourArt hat anlässlich der vom 26.1.-15.4.2012 laufenden Ausstellung ein Künstlerportrait produziert.

Ständig verführen die Bilder unseren Blick, nehmen ihn gefangen und bewegen uns dazu, die bildliche Oberfläche zu transzendieren, hinter sie zu blicken und die Räume zu entdecken, die sich in ihren Inneren auftun. Herbert Brandl geht nicht vom Realen aus, um es zu abstrahieren, sondern entwickelt eine bildliche Grammatik des Erlebens – Empfindungen oder Gedanken - und bedient sich des musikalischen Vokabulars der Farbe und des persönlichen expressiven Gestus als Handschrift. Er kompensiert und kontrolliert diese Zugangsweise aber mit der Struktur der Komposition und einer gewissen Ironie. Systematisch dosiert er den Kontrast zwischen Emotion und Reflexion. Es werden Problemstellungen, die mit der Auslösung von Gefühlen der Räumlichkeit zusammenhängen gezeigt, Tiefe ohne Konkurrenz durch Perspektive oder Illusion, doch innerhalb der Grenzen des Vokabulars der Abstraktion. Er ergänzt den Sinngehalt mit seinen Assoziationen zur Intertextualität anderer Bildsprachen der aktuellen und traditionellen Malerei. All dies ohne die Eigenschaften seiner Bildwelt zu verleugnen, die kräftig gepinselten Oberflächen, die Maserung, die Beherrschung der chromatischen Induktion, die ihm die Kunst nach Art des Primitiven erlaubt, der eigenhändig eine radikal stoffliche und sinnlich plastische Welt erschafft.

In Brandls Bildern kontrastieren kräftige Füllungen, Spachtelungen, die Dichte des Materials, mit den sanften Verwischungen, fast Verschleierungen, die ein Gefühl von Leichtigkeit und Transparenz hervorrufen und von einer Anwesenheit anderer Licht- und Farb-Ebenen in inneren Bereichen des Bildes künden. Manche der Werke stellen gleichsam bildliche Texte dar, vom Künstler durch ein Netz von Texturen, Oberflächen geformt und angereichert durch die Einschnitte des Pinsels in die duktile Materie, enigmatische Botschaften hinterlassend. Die Bilder verhalten sich trotz ihres Informalismus wie symbolische Annäherungen an die Landschaft. Grau- und Gelbtöne, die in dunkle Fläche ragen, gemahnen an nächtliche Landschaften, feuerrote Akzente lassen an Vulkanausbrüche denken, scheinbare Risse erinnern an Luftaufnahmen von Flüssen oder kartografische Pläne. Diese Transparenzen und Verschleierungen verhalten sich wie Jalousien, die Spuren von anderen Farben durchscheinen lassen, als ob es Hinweise auf sich öffnende Zwischenwelten wären. Es sind zwei Elemente, das Abstrakte und das Gegenständliche, die auf derselben Leinwand koexistieren und sich nicht gegenseitig durchdringen, wo jedes seine Autonomie behält –relativ, nicht absolut- um Platz zu schaffen für das vieldeutige Spiel zwischen den Spannungen. Diese Inkongruenz, und der Widerspruch der zwischen den Elementen existiert sind absichtlich und notwendig, um ihre Beziehung in Gang zu setzen und zu beleben. Diese Beziehungen agieren in den Werken symbolisch und triebhaft, ebenso wie andere formale Inhalte, die interagieren und sich als visueller oder interpretativer Kontrapunkt kombinieren lassen. Auf dieser Ebene der Lektüre gerät die enorme Aufladung mit Energie, angesammelt, strahlend und dicht, ins Blickfeld.

Diese Lesart der aufgestauten libidinösen Energien verweist auf eine entfernte Verwandtschaft der Kunst Brandls mit gewissen Traditionen der chinesischen Malerei und einigen wiederkehrenden Lösungen in der zeitgenössischen westlichen Interpretation der japanischen Kunst, ausgehend von den Einflüssen des Informel, der Materialien und dichten Texturen.

Es zeigt sich eine Art imaginäre Regression zu einer kulturellen Nacktheit, einer Entkleidung von symbolischen Kontexten - um uns nicht schlicht und einfach ein nackte Körperlichkeit vorzustellen, die uns einlädt uns mit dem Werk, ausgehend von der Intimität des eigenen nackten Körpers, zu identifizieren.

Es ist eine Frage der Kontrolle von Trieben, zu verhindern dass sie über die Ufer treten, aber nur bis knapp an den Punkt, wo das Ganze fast am Platzen ist. So ergibt sich fast unmerklich eine Erleichterung von verborgenen Verdrängungen. (Text: Cem Angeli)

https://www.kunstforumwien.at/


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