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EVA GENTNER. Sternbilder der Zukunft

Kategorie: Kunstpreis 1. März 2025

Unser Film widmet sich der künstlerischen Praxis von Eva Gentner, deren neueste Werke, präsentiert im Rahmen des STRABAG Artaward, den Himmel neu kartieren – nicht mit mythologischen Figuren, sondern mit Symbolen zeitgenössischer technologischer Bestrebungen. Inspiriert von der zunehmenden Präsenz von Satelliten in der Erdumlaufbahn, hinterfragt ihre Arbeit die sich verändernde Beziehung zwischen menschlichem Fortschritt und dem Kosmos.

Der Film begleitet Gentner auf ihrer Reise und zeichnet die Ursprünge ihres Projekts nach, die in Paris während ihres sechsmonatigen Stipendiums im Lockdown liegen. Isoliert in ihrem Zimmer, bewegte sie sich vor allem im digitalen Raum des Internets – bis sie plötzlich mit einer ebenso grenzenlosen wie erschütternden Realität konfrontiert wurde: den Satellitenkonstellationen von SpaceX. Die schiere Anzahl an künstlichen Himmelskörpern, die bald unseren Nachthimmel prägen werden, erschütterte sie zutiefst und führte zu einer drängenden Frage: Was passiert, wenn der Himmel so dicht mit menschengemachten Objekten gefüllt ist, dass er seine ursprüngliche Magie verliert? Werden wir diesen Satelliten, wie einst Entdecker unbekannter Sterne, neue Namen geben?

Durch einfühlsame Interviews und präzise Bildkompositionen zeigt der Film Gentners künstlerische Auseinandersetzung mit historischer Himmelskartografie. Ihre Recherchen führten sie zu der Erkenntnis, dass die Sternbilder der Nordhalbkugel meist nach Figuren der griechischen Mythologie benannt sind, während jene der Südhalbkugel Begriffe aus dem Zeitalter der europäischen Expansion tragen – nicht Götternamen, sondern Bezeichnungen für technologische Instrumente wie den „Chemischen Ofen“ oder den „Zirkel“. Dieses historische Muster bildete das konzeptionelle Fundament für ihr eigenes Werk: eine Reihe neuer Sternbilder, die nach den technologischen Grenzbereichen unserer Zeit benannt sind – Begriffe wie „Supercomputer“, „Gehirn-Computer-Schnittstelle“ oder „Lithium“. Diese Bezeichnungen, entnommen aus aktuellen Innovationen, tragen dabei auch eine kritische Dimension in sich, indem sie auf die ethischen Ambivalenzen des Fortschritts hinweisen.

Der Film zeigt zudem Gentners akribischen Arbeitsprozess. Nachdem sich gewöhnliches Papier als ungeeignet erwies, entdeckte sie antike Himmelsatlanten aus dem 17. Jahrhundert, die einst die damals neu entdeckten Sternbilder der Südhalbkugel in Europa bekannt machten. In einem Antiquariat im Norden von Paris fand sie schließlich genau das richtige Material für ihre Zeichnungen, die sich in ihrer Ästhetik an historischen Kupferstichen orientieren. So entsteht ein faszinierendes Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft, Wissenschaft und Mythos, Utopie und Konsequenz.

Anstatt fertige Antworten zu liefern, lädt unser Film das Publikum ein, in Gentners Gedankenwelt einzutauchen – eine Welt, in der Nostalgie und Zukunftsvision aufeinandertreffen und in der technologischer Optimismus von den unausweichlichen Spuren menschlichen Eingriffs überschattet wird. In einer Zeit, in der der Himmel nicht mehr als unendliche Weite, sondern als umkämpfter Raum erscheint, werden Gentners Sternbilder sowohl zu einem Spiegel des Fortschritts als auch zu einer leisen, poetischen Warnung.

Die Ausstellung "beton" der Künstlerin ist in der STRABAG Art Site im Gironcoli-Kristall, Donau-City-Straße 9, 1220 Wien vom 4. März bis zum 3. April 2025 zu sehen.

https://www.strabag-kunstforum.at/


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