ERWIN BOHATSCH. Was kann Malerei?
"Was kann Malerei?" - Erwin Bohatsch spürt dieser Frage künstlerisch nach und hat sich dabei von der Gegenständlichkeit hin zur Abstraktion entwickelt. Nun zeigt das Albertina Museum einen großartigen Überblick seiner Arbeiten und Erwin Bohatsch gibt im Interview Einblicke in seinen ganz persönlichen Zugang zur Malerei.
In seinen Anfängen zeichnete Erwin Bohatsch am Wiener Völkerkundemuseum afrikanische Masken, deren Einfluss in seinen frühen Arbeiten auch spürbar ist. Bohatsch wurde anfangs mit den Neuen Wilden der 1980er in Zusammenhang gebracht, aber auch die Gruppe „Wirklichkeiten“ der 1970er hatte Einfluss auf sein Schaffen.
Bohatsch, der seit 2005 an der Akademie der bildenden Künste die Klasse für Abstrakte Malerei leitet, hat sich Schritt für Schritt von der Figuration gelöst und mit rinnenden, schwebenden Blasen- und Tropfenformen, oder monochrom weißen Bildern zur Abstraktion hin entwickelt.
Unprätentiös benützt er Grundmaterialien mit einem leichten Touch, der aus einer unorthodoxen Einstellung zur bildlichen Oberfläche hervorgeht: Seine dichten Striche, Schichten und Lasuren bieten eine weite Palette von Texturen auf den Oberflächen. Hinter der scheinbaren Simplizität jeder einzelnen Arbeit steht ein Prozess der minutiösen Verfertigung, der langwierig ist, aber dennoch Raum für Improvisation lässt.
Subtil-suggestiv, und immer zwischen Figuration und Abstraktion changierend, präsentieren seine Bilder Zeichen und Formen, die räumliche und figürliche Vorstellungen auslösen, ohne narrative Beschreibungen zuzulassen.
Bohatsch entschlüsselt die Dualität zwischen dem Physischen und der Malerei, seine intrinsische Materialität, und stellt dem die Idee eines flüchtigen Bildes gegenüber, das immer vergänglich ist.
Was aber in seiner Essenz wichtig für ihn ist, und ihn grundsätzlich interessiert, ist es, die Besonderheiten und Bedingungen der Malerei der Wahrnehmungsebene gegenüberzustellen, immer aus Sicht der Poesie.
Trotz der Abwesenheit vom betont Gestischen zeigt sich bei längerer Betrachtung, dass sowohl einzelne, als auch die Gesamtheit der ausgestellten Werke eine unerwartete visuelle Intensität vermitteln. Sie enthalten eine Reflexion über die Tätigkeit des Malens selbst, über dessen Wesen und Grundzüge, doch sie transzendieren die physischen Mittel des Genres, um sich als etwas zu konstituieren, das mehr als die Summe seiner Teile ist. (Text: Cem Angeli)