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EDUARD ANGELI. Hüzün, Melancholie

Kategorie: Porträt 19. Juni 2012

Einsame Häuser, Ruinen, Wracks, Mauern. Die Hinterhöfe des Trubels, die Zeiten, wenn das Fest längst weitergezogen ist, ziehen Angeli an. Die Stille seiner Bilder rührt an unsere Existenz. Ein CastYourArt Porträt des in Venedig lebenden Malers Eduard Angeli anlässlich seines kommenden siebzigsten Geburtstags.

Walter Navratil, Franz Ringel, Peter Pongratz, Wolfgang Hertzig, Robert Zeppel-Sperl nennt Eduard Angeli als Künstlerkollegen aus Akademiezeiten in Wien. Der beherrschende Malereistil jener Zeit in den späten sechziger Jahren war das vom Paris der vierziger und fünfziger Jahre seinen Ausgang nehmende Informel. Abstraktion und innerer Antrieb, die Merkmale dieser Kunstrichtung, sind auch für die damalige Malerei Eduard Angelis charakteristisch. Er malt „heftig“. Einflussreich ist auch die Outsider Art der Art Brut Künstler aus Gugging. Zu dieser, damals hieß es zustandsgebundenen Kunst, findet Eduard Angeli Zugang über seinen Malerfreund Walter Navratil, der als Sohn des Psychiater-Ehepaars Erna und Leo Navratils in Gugging aufwächst. Als Angeli 1965 nach Istanbul zieht, unterstützt er dort nicht nur im Bakirköy-Krankenhaus die künstlerische Arbeit psychisch erkrankter Menschen, sondern löst sich, mit seinen im Stil des Informel gehaltenen Arbeiten zur osmanischen und türkischen Gechichte, von der Gegenständlichkeit der auf der Wiener Akademie gelehrten Malerei.

Anfang der siebziger Jahre putscht sich das Militär in der Türkei im Zuge der Auseinandersetzung zwischen linken und rechten Kräften an die Macht. Eduard Angeli beendet seine Professur an der Akademie der angewandten Künste Istanbul und verlässt das Land. Es haben sich damals, sagt er, die Anzeichen verdichtet, dass sich der Geheimdienst für mich zu interessieren begann. Es war an der Zeit, der immer realer werdenden Bedrohung zu entkommen.

In dieser Zeit nimmt die Arbeit Eduard Angelis eine Wende. Die nunmehr ins Zentrum rückenden Aspekte bleiben beherrschend bis heute. Spontaneität und Abstraktion treten als gestaltende Elemente in den Hintergrund. Gegenstand und bewusste Formgebung kehren in seine künstlerische Arbeit ein und mit ihnen eine für seine Arbeiten bis heute charakteristische Reduktion: Weniger Buntheit, Fokus auf Komposition und Perspektive, Zurücknahme zugunsten von Konzentration. Auch in der Verwendung des Materials wird dieser Wandel augenfällig. Als Malgrund dienen Angeli Papier und häufig auch nur auf der Rückseite grundierte Juteleinwand. Gemalt wird weiterhin mit Öl, jedoch ist der Farbauftrag zurückhaltend und es kommt die Verwendung „armer“ Materialien wie Kohle, Rötel oder Kreide hinzu.

Diese Reduktion zieht in seinen Arbeiten auch eine Verwandlung des Gegenständlichen nach sich. Konkrete Gegenstände werden auf ihre Notwendigkeiten reduziert. Im Zuge dieser Zurücknahme rückt die Konkretheit in den Hintergrund und eine Art symbolischer, jedoch unausgesprochener Gehalt tritt hervor. Es sind beispielsweise nicht mehr dieses konkrete Haus dort oder dieser Horizont, die in den Bildern Angelis ein Abbild finden. Herausgearbeitet und in der Perpetuierung von Motiven künstlerisch durchmessen werden vielmehr Wirksamkeit von Haus und Horizont an sich. Auch die Befindlichkeit des Menschen in seinen Bildern verschiebt sich im Zuge dieser Verwandlung. Als Motiv verschwindet der Mensch fast gänzlich aus seinen Bildern. Jedoch lassen seine Arbeiten den Menschen nicht einfach gehen. Sie werfen den aus den Bildern entfernten Menschen im Betrachter auf sich selbst zurück. Sie befragen, sagt Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, über die Arbeiten Angelis, mit ihrer Stille in uns unsere Existenz.

Einsame Häuser, Ruinen, Wracks, Mauern. Die Hinterhöfe des Trubels, die Zeiten, wenn das Fest längst weitergezogen ist, ziehen Angeli an. Seit Mitte der zweitausender Jahre lebt er in Venedig. Jener in die Jahre gekommenen Stadt nach der Zeit des Glanzes, in der dem Maler die Landschaften zu vom Menschen leergeräumten Verlassenschaften gerinnen. Stille als eine zeitliche Qualität und die damit einhergehende Melancholie faszinieren ihn, sagt Angeli. Das habe damit zu tun, dass er aus Wien stamme, einer Stadt, die dieses Schicksal teilt. (Text: Wolfgang Haas)

https://www.eduardangeli.com/


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